Für Pfennigfuchser, Weltreisende und ewige Hochzeiter –
Museumsschätze in den Fränkischen Städten
Außergewöhnliche Exponate, die spannende Geschichten erzählen, stehen im Zentrum der neuen Kampagne „Museumsschätze“. Jedes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Die Fränkischen Städte“ hat dafür ein besonderes Highlight aus einem seiner Museen ausgewählt. Präsentiert werden sie auf der gemeinsamen Städte-Website. Das macht Lust auf die „persönliche“ Begegnung mit Meisterlichem, Kuriosem und Unerwartetem (www.die-fraenkischen-staedte.de/museumsschaetze).
Virtual Rokoko-Reality: Falkenhausen-Zimmer im Museum Retti Palais Ansbach
Was hat ein Bild aus dem 18. Jahrhundert mit virtueller Realität zu tun? Die Antwort darauf offenbart ein Besuch in den Falkenhausen-Zimmern im Museum Retti Palais Ansbach, das im Laufe des Jahres eröffnen wird. Im Palais hängt ein Bild des Hofmalers Johann Michael Schwabeda. Im Bildzentrum befindet sich ein von Kindern umringter Schausteller mit seinem „Guckkasten“. Der Blick in solch eine Holzkiste ist vergleichbar mit dem durch eine VR-Brille: Im Inneren befanden sich hinterleuchtete, farbig-funkelnde Kupferstiche, die wahlweise religiöse, mythologische Szenen oder exotische Darstellungen zeigten. Das machte ihn sowohl auf Jahrmärkten als auch in Adelskreisen zum Publikumsmagnet (museum-retti-palais.de).
Ein Busch gegen die Blöße: Magdalenenaltar im Stiftsmuseum Aschaffenburg
1541 zog der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Albrecht von Brandenburg in seine Zweitresidenz, dem Schloss Johannisburg in Aschaffenburg. Seinen riesigen Kunstbesitz nahm er mit. Darunter befand sich auch der sogenannte Magdalenenaltar aus der Werkstatt Lucas Cranach d.Ä. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts stand dieser prachtvolle Flügelaltar in der Aschaffenburger Stiftsbasilika, dann wurden die Tafeln während der Säkularisation getrennt. Erst im Zuge der Ausstellung „Cranach im Exil“ 2007 wurde der Altar wieder vervollständigt und ist seither im Stiftsmuseum zu sehen. Bei den Vorbereitungen für die Ausstellung kam ein besonderes Detail zu Tage: Auf der Mitteltafel war eine nackte Eva zu sehen, deren Blöße von einem Busch bedeckt wurde. Doch es stellte sich heraus, dass der Busch im Laufe der Jahrhunderte über den nackten Po „gewachsen“ war. Die Restauratoren „stutzten“ den Busch und so ist Evas verlängerter Rücken nun wieder in der Pracht zu sehen, in der Cranach ihn gemalt hatte (www.museen-aschaffenburg.de/Stiftsmuseum).
Doppelkopf: Widdermaske im Historischen Museum Bamberg
Auffällig und mit weit aufgerissenem Mund prangt an der Schönen Pforte der Bamberger Hofhaltung eine Widderkopfmaske von Bildhauer Pankraz Wagner. Dieser markante Schlussstein am höchsten Punkt des Torbogens hat einen geheimen Zwilling. Dafür geht es ins Historische Museum, das sich ebenfalls in der Alten Hofhaltung befindet. Dort sitzt der Widderkopf verborgen am Ende einer fast 500 Jahre alten Wendeltreppe. Insgesamt wurden weit über 1.000 Masken aus sieben Jahrhunderten an und in Bamberger Gebäuden entdeckt. Beim Spaziergang durch die Stadt trifft man auf sie an Fassaden oder Torbögen, in Innenhöfen oder in Treppenhäusern (museum.bamberg.de/historisches-museum).
Grabräuber auf der Couch: Wagners Sterbesofa im Richard Wagner Museum Bayreuth
Am 13. Februar 1883 starb Richard Wagner in Venedig auf einem kleinen Sofa in den Armen seiner Frau Cosima. Bestattet werden wollte er aber in der Gruft im Garten seines Hauses Wahnfried in Bayreuth. Wie sein berühmter Besitzer wurde das Sterbesofa im Haus Wahnfried „beigesetzt“ und trat erst 1930 wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Zusammen mit der Totenmaske Wagners und einem schwarzen Schleier wurde es anschließend in der Richard-Wagner-Gedenkstätte im Neuen Schloss in Bayreuth präsentiert. Diese Installation rief jedoch auch „Grabräuber“ auf den Plan. Immer wieder wurden größere Stoffstücke und einzelne Fäden entwendet – sehr zum Schaden des Möbels. Seit der Neugestaltung des Richard Wagner Museums 2015 wird das mittlerweile restaurierte Sofa deshalb in einer Vitrine gezeigt (www.wagnermuseum.de).
Gerüsteter Meter: Zwergenharnisch in den Kunstsammlungen der Veste Coburg
Mit einem Harnisch von nur knapp einem Meter Größe hat sich in den Kunstsammlungen der Veste Coburg ein außergewöhnliches Objekt erhalten. Diese kleine, voll funktionsfähige Rüstung entstand allerdings nicht für ein Kind, sondern für einen kleinwüchsigen Mann namens Ruppert. Dieser lebte im späten 16. Jahrhundert am illustren Hof Herzog Johann Casimirs von Sachsen-Coburg und nahm dort die zeittypische Stellung eines „Hofzwergen“ ein. In dieser Rolle sind kleinwüchsige Menschen an zahlreichen Fürstenhöfen der Renaissance und des Barocks dokumentiert. Ihre Stellung reichte von der eines kuriosen Unterhalters bis zur engen Vertrauensperson des Fürsten oder der Fürstin (veste.kunstsammlungen-coburg.de).
Jeder Pfenning zählt: Rechentisch im Haus der Geschichte Dinkelsbühl
Mit dem hölzernen Rechentisch zeigt das Haus der Geschichte in Dinkelsbühl eine Rechenhilfe, die in Europa vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit weit verbreitet war. Vor allem Händler und Kaufleute nutzten dieses effektive Werkzeug für einfache bis komplizierte Berechnungen. Nötig war dafür nur die ebene Fläche des Tisches, auf der parallele Linien gezogen waren und die sogenannten Rechenpfennige verschoben wurden. Erst mit der Erfindung des Dezimalbruchs, der zunehmenden Verbreitung des schriftlichen Rechnens und der Entwicklung mechanischer Rechenmaschinen verlor der Rechentisch an Bedeutung (www.hausdergeschichte-dinkelsbuehl.de).
Zwischenwesen am Himmel: Urvogel Archaeopteryx im Jura-Museum Eichstätt
Der Urvogel Archaeopteryx – Zwischenwesen von Dinosaurier und Vogel – ist der Star unter den Fossilien im Jura-Museum auf der Eichstätter Willibaldsburg und zugleich ein Stück Wissenschaftsgeschichte. Der Fund des ersten versteinerten Exemplars 1861 bestätigte Darwins Theorie, dass bei der Entwicklung neuer Arten Übergangsformen entstehen. Bis heute sind insgesamt elf weitere Archaeopteryx-Fossilien sowie ein Federabdruck ans Tageslicht gekommen, alle gefunden in Steinbrüchen im Naturpark Altmühltal. Der Archaeopteryx im Jura-Museum wurde 1951 in Workerszell bei Eichstätt entdeckt und spiegelt gleichzeitig das Verhältnis von Wissenschaft und katholischer Kirche wider, die sich lange Zeit schwer tat mit Darwins Lehre (www.jura-museum.de).
Eine Minirunde auf dem Riesenrad: Nachbau der Erlanger Bergkirchweih im Biermuseum
Die Erlanger Bergkirchweih ist jedes Jahr ein Großereignis – doch es gibt sie auch als detailreichen Miniaturnachbau. Gestaltet hat ihn Hermann Seißler: Als Kind besuchte er die Bergkirchweih zusammen mit seinem Vater, der als Polizist die Sicherheit der Fahrgeschäfte prüfte. Das inspirierte den Ingenieur im Ruhestand zu seinem Kirchweih-Modell, an dem er neun Jahre lang arbeitete. Mittlerweile ist der sechs Meter lange Miniaturnachbau fester Bestandteil des Biermuseums der Erlanger Familienbrauerei Steinbach. Mittels eines Schalters erwachen unter anderem Riesenrad, Schiffschaukel und – typisch fränkisch – ein Bratwurstgrill zum Leben (steinbach-braeu.de/biermuseum).
Unterm Putz geigt der Meeresgott: Mittelalterliche Wandmalereien im Pfalzmuseum Forchheim
Triton mit der Teufelsgeige, König David, die Heiligen Drei Könige und ein seltsamer Kranichmensch zieren die Wände des Pfalzmuseums Forchheim: Sie stellen die bedeutendsten spätmittelalterlichen Wandmalereien in ganz Süddeutschland dar. Zu ihrer Entstehungszeit im 14. Jahrhundert waren die Forchheimer Wandmalereien spektakulär. Die nachfolgenden Hausherren aber fanden sie altmodisch und sie ließen sie überputzen und teilweise übermalen. Erst als ein königlich-bayerischer Regierungsbeamter zufällig an einer Putzschicht herumklopfte, fiel der Putz ab und zum Vorschein kamen die in Vergessenheit geratenen, prächtigen Wandgemälde. Die jüngste Restaurierung sicherte den kostbaren Bestand, sodass Triton seine Teufelsgeige auch für weitere Generationen spielen kann (kaiserpfalz.forchheim.de).
Eine Liebe über den Tod hinaus: Verlobungsring im Jüdischen Museum Franken in Fürth
Technische Zeichnungen erzählen im Jüdischen Museum Franken in Fürth die tragische Liebesgeschichte der Verlobten Frieda Waldmann und Alfred Davidsohn – sie protestantisch, er jüdisch. Als 1935 die „Nürnberger Gesetze“ die Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden verboten, trafen sich die beiden heimlich weiter – bis das Paar 1938 denunziert wurde. Alfred kam in Haft, es folgten seine Deportation und Ermordung in Auschwitz. Kurz vor Kriegsende erhielt Frieda Post, abgeschickt von einem nichtjüdischen Mithäftling Alfreds. Im Kuvert enthalten waren technische Zeichnungen für einen neuartigen Zigarettenautomaten, die Alfred heimlich angefertigt hatte. Das Patent des Automaten sollte seine Verlobte finanziell absichern. Frieda, die nie wieder eine Beziehung einging, wurde 1956 posthum mit Alfred Davidsohn vermählt. Heute sind die Konstruktionszeichnungen, die Frieda nie patentieren ließ, genau wie ihr Verlobungsring und eine Fotografie des Paares in der Ausstellung zu sehen (www.juedisches-museum.org).
Glücksschiff auf der Baustelle: Pörbitscher Schatz im Landschaftsmuseum Obermain Kulmbach
Zu den größten Kostbarkeiten des Landschaftsmuseums Obermain auf der Kulmbacher Plassenburg gehört der Pörbitscher Schatz. Er wurde 1634, als im Dreißigjährigen Krieg feindliche Truppen gegen die Stadt vorrückten, von einer Patrizierfamilie vergraben. Erst 1912 wurde er in einer Baugrube wiederentdeckt. Besonders eindrucksvoll sind die zehn vergoldeten, reich geschmückten Silberpokale. Ein Becher hat sogar die Form eines Glücksschiffes, das nun mit den anderen Teilen des Pörbitscher Schatzes um die Wette funkelt (www.plassenburg.de).
Die Prestige-Kugel: Behaim-Globus im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg
Der Behaim-Globus von 1492, ausgestellt im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Kartografie dar. Er ist die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelform und zeichnet ein einzigartiges enzyklopädisches Bild der damaligen Welt. Sein Urheber, der Nürnberger Martin Behaim, unternahm als Kaufmann abenteuerliche Fernreisen und machte Karriere am portugiesischen Königshof. Um 1490 kehrte er mit neuestem Wissen und exklusivem Kartenmaterial in seine Heimatstadt zurück. Für sein Globus-Projekt fand er die Unterstützung des Nürnberger Rats, der damit auf Prestige und auf wirtschaftliche Vorteile abzielte: Mit dem Verweis auf wertvolle Rohstoffe in fernen Teilen der Welt sollten Investoren für Entdeckungs- und Handelsreisen gefunden werden. 2023 wurde der Globus ins Verzeichnis des UNESCO-Weltdokumentenerbes aufgenommen – als Symbol für die Entdeckungsfreude und den Forschergeist der damaligen Zeit (www.gnm.de).
Historische Topfgucker: Klosterküche im RothenburgMuseum
Eine Klosterküche aus dem 13. Jahrhundert und damit eine der ältesten ihrer Art in Deutschland gehört zu den Höhepunkten im RothenburgMuseum. Bis zu 40 Nonnen wurden hier versorgt. Gekocht wurde in riesigen Kesseln über einem aus Stein gemauerten Quadratsockel. Auch die Armenspeisung wurde in der Küche organisiert. Die Nonnen und ihre Helferinnen bereiteten Breie vor, die sie in eine Drehlade stellten: Aus dieser fassähnlichen Vorrichtung zwischen Küche und Klostermauer konnten sich Bedürftige bedienen (www.rothenburgmuseum.de).
Kunst auf Freiersfüßen: Spitzwegs „Der ewige Hochzeiter” im Museum Georg Schäfer Schweinfurt
Der Münchner Maler Carl Spitzweg (1808-1885) verstand es meisterlich, seine Mitmenschen in ungewollt komischen Situationen darzustellen. So verhält es sich auch mit seinem Ölgemälde „Der ewige Hochzeiter“ im Museum Georg Schäfer Schweinfurt. Augenzwinkernd schildert es den verzweifelten Versuch eines Mannes, sein Liebesglück zu machen. Großer Fan Spitzwegs war Prinzregent Luitpold von Bayern, der den „ewigen Hochzeiter“ 1883 zu einem damaligen Spitzenpreis von 900 Mark erwarb. Sein Sohn, König Ludwig III. von Bayern, schmückte mit dem Bild sogar sein Arbeitszimmer (www.museumgeorgschaefer.de).
Tanz der Toten: Phantastischer Realismus im Museum im Kulturspeicher Würzburg
Das Gemälde „Zum 16. März 1945“ im Würzburger Museum im Kulturspeicher ist eine kleine Sensation: Erst vor wenigen Jahren tauchte dieses Schwester-Bild zum berühmten „Würzburger Totentanz” des Malers Wolfgang Lenz (1925-2014) auf. Lenz gilt als bedeutender Vertreter des Phantastischen Realismus. Sein Bild zeigt die künstlerische Interpretation jener Bombennacht im Zweiten Weltkrieg, in der Würzburg schwerste Schäden davontrug: Rathaus und Mainbrücke stehen in Flammen, die Brücken-Heiligen ließ Lenz als riesige Skelette erscheinen. Im Vergleich zum älteren Totentanz ist „Zum 16. März 1945“ aber deutlich hoffnungsvoller: Die Skelette wenden sich beschützend der fliehenden Menschenmenge auf der Mainbrücke zu. Lange war das Gemälde in Privatbesitz, nun konnte es als wichtiges Zeichen der Kunst- und Zeitgeschichte vom Museum im Kulturspeicher erworben werden (www.kulturspeicher.de).
FrankenTourismus
Pretzfelder Straße 15, 90425 Nürnberg
Telefon 0911/94151-0, Fax 0911/94151-10
info@frankentourismus.de
www.frankentourismus.de
www.die-fraenkischen-staedte.de/museumsschaetze
www.die-fraenkischen-staedte.de/museumsschaetze
Datum / Zeichen02. Juni 2025 / 13.411

Archaeopteryx
Eichstätt | Naturpark Altmühltal
Behaim-Globus
Nürnberg | Städteregion Nürnberg
Gemälde "Zum 16 März"
Würzburg | Fränkisches Weinland
Innenaufnahme des Retti Palais
Ansbach | Romantisches Franken
Klosterküche
Rothenburg o.d.T. | Romantisches Franken
Magdalenenaltar im Stiftsmuseum
Aschaffenburg | Spessart-Mainland
Miniaturmodell der Bergkirchweih
Erlangen | Städteregion Nürnberg
Pörbitscher Schatz
Kulmbach | Frankenwald
Rechentisch im Haus der Geschichte
Dinkelsbühl | Romantisches Franken
Spitzweg-Raum im Museum Georg Schäfer
Schweinfurt | Fränkisches Weinland
Sterbesofa von Richard Wagner
Bayreuth | Fichtelgebirge
Treppenhaus im Historischen Museum
Bamberg | Steigerwald
Verbotene Liebe im Jüdischen Museum Franken
Fürth | Städteregion Nürnberg
Wandmalerei im Pfalzmuseum
Forchheim | Fränkische Schweiz